Tiere sind keine Geschenke – auch nicht zur Weihnachtszeit

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Das was Menschen und ihre vierbeinigen Wegbegleiter verbindet ist oft sehr besonders und wertvoll. Trügerisch ist jedoch der Gedanke diese Besonderheit verschenken zu können. Besonders zur Weihnachtszeit, in der Zeit des Schenkens und beschenkt werden, möchten viele Menschen ihren Liebsten eine ganz besondere Freude bereiten. Da sich aber viele von uns in der privilegierten Lage befinden, in der es uns an materiellen Dingen oft nicht fehlt, lassen sich einige von diesem noch immer bestehenden Trend mitreissen und spielen mit dem Gedanken Geschenke in lebendform unter den Tannenbaum zu legen. Überzeugt von der Einzigartigkeit solch einer Geschenkidee und dem irrtümlichen Gedanken, dabei auch noch etwas Sinnvolles für das Tier zu tun, indem sie es beispielsweise aus einem Tierheim holen, wird dieser Entschluss vorschnell und ohne Absprache mit dem Beschenkten in letzter Minute getroffen. Und dabei wird das Wichtigste vergessen: Tiere sind Lebewesen und keine Geschenke! Sie als Geschenke und als Dinge zu betrachten, welche aufgrund feierlicher Anlässe anderen Menschen als exklusive Überraschung dienen und ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern sollen ist alles andere als einzigartig oder sinnvoll.

Es gibt unterschiedliche Gründe warum Tiere als Geschenk herhalten müssen. Manche wollen mit einem niedlichen und flauschigen Angora Kaninchen ihrem Angebeteten ihre Liebe bekunden. Andere möchten ihrem pensionierten Familienmitglied mit einem bezaubernden Hundewelpen wieder eine Beschäftigung bieten. Und wieder andere können ihren Kindern den sehnlichsten Wunsch nach einem Kätzchen kaum widerstehen. Die Verlockung mag gross sein und diesen Versuchungen nachzugeben ist oft einfacher als sich tatsächlich mit der Bedeutung und den Konsequenzen auseinanderzusetzten, die die Aufnahme eines Tieres in die Familie mit sich bringt. Was als einzigartige Geschenkidee angefangen hat, endet für das Tier leider oft nur wenige Monate später in einem Tierheim, ausgesetzt oder verlassen an einem Waldrand oder als erneutes Geschenk bei Bekannten oder Nachbarn.

Wichtige Überlegungen, die oft nicht bedacht werden
Sich ein Tier ins Haus zu holen sollte stets gründlich durchdacht und auch geplant werden. Und zwar mit allen beteiligten Personen. Auch Kinder sollten mit ins Boot geholt und darüber aufgeklärt werden, was ein Lebewesen nebst den Freuden auch an Arbeit und Verantwortung mit sich bringt. Hunde und Katzen können beispielsweise ein Alter von bis zu zwanzig Jahren erreichen. Erreicht die Katze das Seniorenalter oder kommt der Hund in ein altersbedingt gebrechliches Alter, können die Kinder schon lange aus dem Haus sein. Wer kümmert sich dann um sie? Wer übernimmt bei dem heranwachsenden Hundewelpen die Aufgabe, wenn es Zeit wird, regelmässig die Hundeschule zu besuchen? Was passiert mit dem mittlerweile ausgewachsenen Angora Kaninchen, sollte das einst verliebte Paar getrennte Wege gehen oder sollte sich das Kaninchen nach einem Artgenossen sehnen, die finanziellen Mittel des jungen Paares jedoch beschränkt sind?
Selbst wenn sich nichts Gravierendes verändert und sich weder die soziale noch die beruflichen Lebensbedingungen ändern, bedeutet ein Tier jahrelange Verantwortung und Arbeit. Denn sich um ein Tier zu kümmern heisst nicht nur es zu füttern und zu streicheln. Es bedeutet auch das Tier kastrieren zu lassen, es jährlich beim Tierarzt impfen und auf eine gute Gesundheit untersuchen zu lassen. Aufgrund der Gesetzeslage sind für gewisse Tierarten spezielle Papiere oder kostenpflichtige Dokumente und Registrierungen notwendig. Tiere können auch krank werden. Einmalig oder chronisch. Sie können sich verletzen, brauchen Operationen und manchmal auch kostenintensive Aufhalte in der Tierarztpraxis. Im Seniorenalter brauchen sie vielleicht Medikamente oder auch Spezialfutter. Katzenwelpen brauchen für eine erfolgreiche Sozialisierung wiederum den Umgang mit Artgenossen. Denn sie in dieser prägenden Entwicklungsphase alleine grosswerden zu lassen birgt immer auch die Gefahr, dass später Probleme und Schwierigkeiten im Sozialverhalten auftreten können. Das gleiche gilt für heranwachsende Hunde, die keine Hundeschule besuchen. Das alles kostet nicht nur Geld, es setzt auch eine sorgfältige Planung voraus, bedarf einer gründlichen Organisation und es nimmt Zeit in Anspruch.

Trotz sorgfältiger Planung können Fallen lauern
Selbst wenn nach gründlichen Überlegungen und intensiver Planung der Entschluss ein Haustier zu adoptieren feststeht, können noch einige Fallen lauern. Die Konkurrenz zwischen Anbietern auf Onlineportalen im Internet und in Zeitungsinseraten ist gross, das Geschäft mit Tieren boomt. Nicht selten werden Tiere zu Spottpreisen angeboten. Oft lässt die Seriosität solcher Angebote zweifelsfrei zu wünschen übrig. Selbst für vernünftige Züchter ist es schwierig diesem Marktdruck zu widerstehen und sie sind von selbsternannten und fragwürdigen Züchtern manchmal kaum zu unterscheiden. Ein Hinweis, dass man es wahrscheinlich gerade mit einem dubiosen Anbieter zu tun hat sind Leute, die ihr Geschäft grundsätzlich damit machen, Tiere zu Hauf und zu Billigpreisen anzubieten. Die Tiere weisen oft keine oder eine nur spärliche veterinärmedizinische Versorgung auf und oft können oder wollen sie zur jeweiligen Vorgeschichte der Tiere keine oder nur wenig Auskunft geben. Der Preis ist daher oftmals ein Indikator für die Seriosität eines Anbieters und den gesundheitlichen Zustand und die veterinärmedizinische Betreuung eines Tieres.

Gemeinnützige Tierschutzorganisationen und Tierheime verlangen zwar in der Regel einen etwas höheren Unkostenbeitrag bei der Vermittlung von Tieren. Die Adoption eines Tieres aus dem Tierheim hat jedoch den grossen Vorteil, dass diese Institutionen die Pflicht und Verantwortung haben, ihre Schützlinge korrekt und regelmässig veterinärmedizinisch zu versorgen und zu pflegen. Und sie werden nicht ’verkauft’ um Profit daraus zu schlagen, sondern um ihnen eine zweite Chance zu geben und ihnen dafür den idealsten Lebensplatz und die passendsten Menschen zu finden. Hinzu kommt, dass viele Tierheime auch oft die Option anbieten, vor einer Adoption, die potentiellen neuen Familienmitglieder für ein gegenseitiges Kennenlernen zu besuchen. Und auch nach einer Adoption stehen Tierpfleger und Mitarbeiter in der Regel weiterhin mit Rat und Tat zur Seite, sollten Fragen oder Schwierigkeiten auftauchen.
Die Garantie für eine lebenslange und ausnahmslos perfekte Gesundheit oder dafür, dass zu keinem Zeitpunkt Probleme auftauchen, können natürlich auch Tierheime nicht geben. Denn oftmals kennen auch sie die vollständige Vorgeschichte der Tiere nicht. Aber sie kennen ihre Schützlinge seit ihrer Ankunft und über die gesamte Zeitspanne in ihrer Obhut und können durch ihre langjährigen Erfahrungen und ihrer beruflichen Expertise, aber vor allem auch durch das Engagement für die Tiere, in der Regel Situationen gut einschätzen und Hilfestellung leisten.

Tiere bedeuten zweifelsfrei unheimlich viel Freude, bedingungslose Liebe und viel Abwechslung. Die Bindungen und Beziehungen die entstehen können sind mit keinem Geld zu bezahlen und können ein ganzes Leben prägen. Aber Tiere bedeuten eben auch eine grosse Verantwortung, die mit Verpflichtungen, Fürsorge und Pflege einhergeht. Aspekte die oft zu wenig mitbedacht werden. Die Zusammenführung von Mensch und Tier sollte daher für Menschen nie bloss aufgrund eines Wunsches zu feierlichen Anlässen und für das Tier nie als Geschenk oder als Freizeitbeschäftigung beginnen. Tiere sind keine Geschenke, sondern Lebewesen. Sie sind Freunde, Familienmitglieder und Begleiter auf den Pfaden unseres Lebens.