Hundehandel im Internet

Kategorie: Aktuelles

Der erst 16 Wochen alte Welpe Beyli wurde als Mini-Terrier im Internet von einer fragwürdigen Organisation zum Kauf angeboten, an zwei 18 Jahre alte Jugendliche verkauft und ihnen anschliessend am Badischen Bahnhof übergeben. Keine zwei Stunden nach der Abwicklung wurden wir kontaktiert, dass der vier Monate alte Beyli wieder abgegeben werden solle. Er folge nicht, er laufe noch nicht an der Leine, sei noch nicht stubenrein und könne auch sonst nichts. Auch wenn uns solche Geschichten leider nicht unbekannt sind, sind wir jedes Mal sprachlos, wie sorglos und unverantwortlich mit Lebewesen umgegangen wird. Seitens der Händler, sowie seitens der Interessenten.

Tiere aus dem Internet
Die Geschichte des jungen Hundewelpen Beyli ist leider kein Einzelfall. Die Organisation, die den Jugendlichen den Welpen verkauft hat, preist sich im Internet als eine in der Slowakei ansässige Organisation an, die Hunde in die Schweiz und nach Österreich verkauft und sie mit einem satten Aufpreis sogar bis vor die Haustür liefert. Selbst wenn die Internetseite einer Organisation auf den ersten Blick seriös erscheinen mag, darf man sich nicht hinters Licht führen lassen. Oft fällt erst beim zweiten Hinsehen auf, dass es sich womöglich um eine eher fragwürdige Geschichte handelt. Die Organisation, die Beyli und viele andere Welpen, zum Kauf anbietet, preist die Hunde alle mit identischen Bildern bestimmter Rassen an. Besucher der Seite sehen also nicht den Hund, für den sie sich interessieren, sondern ein Standardbild, wahrscheinlich aus dem Internet. Bei sämtlichen Hunden stehen nur Eckdaten wie Name, Alter, Rasse, dass sie über eine Impfung und einen Chip verfügen und einen Reisepass besitzen. Angaben zum Stammbaum oder zur Vorgeschichte werden keine gemacht. Bei Welpe Beyli handelt es sich ausserdem um einen reinrassigen Bullterrier. Somit ist er in vielen Schweizer Kantonen ein bewilligungspflichtiger Hund. Darüber lassen sich auf der Internetseite der Organisation keinerlei Informationen oder Angaben finden.

Einfuhr und Bewilligung
Wenn Hunde aus dem Ausland in die Schweiz eingeführt werden, brauchen sie eine sogenannte Traces-Nummer und der Händler muss ein anerkanntes Tierheim, eine Organisation oder eine Pension angeben, wo nachweislich diplomierten Tierpflegern angestellt sind. Diese bürgen sozusagen und kümmern sich um das Tier, sollte es zu keiner Vermittlung kommen oder sollte der Halter das Tier zurückgeben. Diese Massnahme und Vorschrift gilt zusätzlich zu einer vorzuzeigenden Bewilligungspflicht, wenn es sich beim Tier um eine bewilligungspflichtige Rasse handelt. In der Regel lassen die Behörden in solchen Fällen nicht mit sich spassen. Warum es im Falle von Bullterrier Beyli entweder nicht zu solch einer Prüfung gekommen ist oder warum und wie er trotzdem den Weg, ohne diese Papiere, in die Schweiz fand, ist uns unverständlich. Wir werden dem nachgehen und wenn nötig auch weitere Schritte einleiten, sollte es uns gelingen herauszufinden, was da genau vorgeht und welche Organisationen in solche Geschichten involviert sind.

Wir vom Tierschutzbund finden lebende Tiere im Internet anzubieten und zu kaufen sehr problematisch, raten grundsätzlich ab von Tierkäufen im Urlaub und würden Menschen, die sich ein Haustier wünschen stets dazu raten, ein Tier aus einem Tierheim oder von einer Tierschutzorganisation zu adoptieren. Dass Tiere krank werden oder etwas passiert kann auch dort nicht ausgeschlossen werden. Der ganze Ablauf ist jedoch seriös, transparent und Rücksprachen für Rat und Tipps sind in der Regel gewährleistet.

Mehr Informationen zum diesem Thema und Tipps dazu hier.

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UPDATE: Mittlerweile war Beyli beim Tierarzt wo sich herausgestellt hat, dass er keine 16 Wochen, sondern bestimmt schon zwischen 5-6 Monate alt ist. Laut Tierarzt handelt es sich beim Impfpass nicht um ein offizielles Dokument und ihm fehlen die Tollwut Impfung, sowie auch jegliche anderen relevanten Impfungen. Fraglich ist auch, ob seine Augen und Sehschärfe der Norm entsprechen. In der Zwischenzeit hat der liebe Beyli auch hohes Fieber entwickelt und seine Lymphdrüsen sind stark angeschwollen. Er wird derzeit mit Antibiotika behandelt und es geht ihm gesundheitlich bereits besser.

Abgesehen davon, dass es beispiellos ist, auf diese Weise mit einem Lebewesen umzugehen, ist es auch unverantwortlich Unwissenheit und Naivität von Interessenten dermassen auszunutzen. Dazu kommt, dass dieser ganze Ablauf schlichtweg nicht mit rechten Dingen zugeht oder legal zu sein scheint. Wir finden es ziemlich frech, dass es solchen Organisationen möglich ist, Tiere ohne gültige Papiere und Kontrollen aus dem Ausland in die Schweiz einzuführen, sie sich die Taschen vollmachen und Tierschutzorganisationen am Ende sowohl auf den Kosten als auch auf eine vernünftige und artgerechte Vermittlung sitzen bleiben.